11.11.2013

Reutlinger General-Anzeiger

Motorsport – US-Boy Maier entscheidet Stuttgarter Supercross für sich. Leopold an beiden Tagen im Halbfinale

STUTTGART. Als Zimmermann ist er es gewohnt, meterweit über dem Erdbodenk seinen Job zu erledigen. Als Freestyler war die Situation für Johannes Rehfuß in Stuttgart aber noch extremer: Hoch oben unter dem Hallendach 20 Meter weit zu springen und dabei seine Tricks auf der Moto-Cross-Maschine vorzuführen, wenn tausende Augen-Paare gebannt zuschauen – das war ein spezielles Erlebnis für den Meßstetter.

»Das ist eigentlich eine Nummer zu groß für mich. Aber dass ich mitmachen darf, freut mich auf jeden Fall. Und es ist richtig cool, mit den Jungs abzuhängen und zu springen«, erzählte der Fahrer des 1. RMC Reutlingen, der an zwei Abenden bei der Freestyle-Show zu den fünf »Gladiatoren« gehörte, die zu hämmernder Rockmusik die scheinbare Leichtigkeit des Fliegens inszenierten.

Auch wenn er »deutlich nervöser als sonst« und das Training der vergangenen Wochen nicht optimal gelaufen war, ging alles gut bei Rehfuß. Seine Flug- Akrobatik konnte sich wirklich sehen lassen – etwa, wenn er quer in der Luft liegend nur noch mit einer Hand die Maschine berührte. Der verletzte Mössinger Freestyler Dennis Garhammer, der als Fotograf vor Ort war, kommentierte die Rehfuß-Supercross-Premiere kurz und knapp: »Hammergut!«

Sicherheit gab Rehfuß, dass der erfahrene RMC-Kollege Kai Haase ebenfalls zu dem auftretenden Freestyler-Quintett gehörte. »Ich habe den besten Mann an meiner Seite«, lächelte der 23-jährige »Jojo«, wie der Nachwuchsmann genannt wird. DM-»Vize« Haase, Lukas Weis (Wolnzach), Gilles Dejong (Belgien) und Nick Franklin (Neuseeland) setzten das Glanzlicht der beiden Shows, als sie die Fans mit verschiedenen Variationen des Rückw.rts-Saltos begeisterten. So viele Sprünge dieser Höchstschwierigkeit waren zuvor in Stuttgart noch nie zu sehen gewesen. »Das war heute eine super Stimmung«, freute sich Haase, der mit imponierenden Kunststücken nachdrücklich vor Augen führte, warum er bei der TV-Show »Das Supertalent « im Halbfinale steht.

Auf der 400 m langen Rund-Strecke kam Vorjahressieger Florent Richier nicht über Gesamtrang neun hinaus. Auch Dennis Ullrich, die deutsche Hoffnung aus Rammingen, blieb als Zwölfter hinter den Erwartungen. Den Sieg in der SX1-Klasse sicherte sich mit Teddy Maier ein US-Amerikaner.

Wenig Sand-Begeisterung

Mit insgesamt über 15 600 Zuschauern blieb die Resonanz zwar hinter dem vergangenen Jahr (16 150) zurück. »Aber das ist unser zweitbestes Ergebnis in der 31. Auflage«, sagte Pressesprecher Reimund Elbe vom veranstaltenden ADAC. Den Erfolg des Stuttgarter Supercross führt er darauf zurück, dass man die »Veranstaltung immer weiterentwickelt « habe. In diesem Jahr hatte der belgische Streckenbauer Freddy Verherstraeten den Lehmboden aus Fildererde in einer Kurve um eine Sand-Passage ergänzt. Das löste bei den Fahrern wenig Begeisterung aus. »Ich mag Sand, aber nicht im Supercross. Man kann dort nicht Gas geben«, fand der US-Boy Kyle Chisholm. Steffen Leopold pflichtete ihm bei. »Das muss nicht sein. Man hat das Motorrad schwerer unter Kontrolle und kann nicht überholen«, sagte der Ex-Rottenburger, der an beiden Tagen ins Halbfinale kam. »Der Kurs ist sehr anspruchsvoll «, urteilte Rennleiter Michael Saur aus Reutlingen. In den Rennen der Jüngsten wurde von den RMC-Startern Jannic Munz zwei Mal Zweiter, Felix Oßwald Fünfter und Sechster und David Schnitzler erreichte achte Ränge.