16.11.2015

Reutlinger General-Anzeiger

Supercross – Piloten in Stuttgart gedenken der Terror-Opfer von Paris. Aranda dominiert erneut im Hallenrund

STUTTGART. Motorsport-Fans, die zum Supercross kommen, wissen, was sie erwartet. Lautstarke Action, spektakuläre Sprünge und in diesem Jahr einen Wiederholungs-Sieger. Der Franzose Gregory Aranda war wie im Vorjahr im Stuttgarter Hallenrund der Dominator in der SX1-Klasse, der Klasse der Asse. Und doch war in diesem Jahr etwas anders. Ganz anders als sonst.

Die Terror-Anschläge von Paris überschatteten auch die Traditions-Veranstaltung. Die Fahrer reagierten am Samstag darauf und gedachten mit einer bewegenden Aktion der Opfer in Frankreich. Bei der Eröffnung fuhren die Teilnehmer eine gemeinsame Runde, wobei die Beleuchtung in der Schleyerhalle die Farben der französischen Nationalfarben wiedergab. Alle Maschinen waren mit Trauerflor versehen, zudem fuhren die französischen Piloten Jason Clermont und Aranda mit der Flagge ihres Heimatlandes. Die Zuschauer zeigten ihren Respekt und ihr Mitgefühl, indem sie sich erhoben. »Ich wollte für Frankreich gewinnen nach all den Ereignissen der vergangenen Nacht«, sagte Aranda.

In der SX2-Klasse der aufstrebenden Fahrer machte der Spanier Ilker Olano Larranaga das Rennen. Stephan Büttner aus Thüringen setzte sich von den deutschen Startern am besten in Szene und wurde Zweiter der Gesamtwertung. Neu im Programm war die SX3-Klasse für die Elf- bis 16-jährigen. »Das hatten wir schon lange gefordert. Der Abstand von der SX4 zur SX2 war zu groß«, sagte der Ex-Reutlinger Steffen Leopold, der im Vorjahr seine Karriere beendet hatte, aber nach wie vor vom Moto-Cross-Virus infiziert ist. Inzwischen testet der 30-jährige in seiner Freizeit weltweit Maschinen und Equipment für das Cross-Magazin. Am Start in der neuen Klasse waren auch zwei Youngster vom 1. RMC Reutlingen. Jannic Munz wurde an den beiden Tagen Achter und Zehnter, Tim Saur einmal Neunter, ehe er am zweiten Tag im Training in die Bande stürzte.

»Det Aufwand ist riesig, aber er hat sich rentiert«

»Es ist nichts Dramatisches«, kommentierte Michael Saur den Sturz seines Sohnes. Der Rennleiter zog ein positives Fazit der ADAC-Veranstaltung, zu der insgesamt 15600 Motorsport-Anhänger strömten. Der Aufwand sei »riesig, aber er hat sich rentiert«. In der SX4-Klasse der ganz Kleinen kamen die beiden RMC-Starter Daniel Heller und Tommy Schnitzler als Vierte und Elfte ins Ziel.

Einen Wettkampf gibt es bei der Freestyle-Show normalerweise nicht. In diesem Jahr allerdings durften die Fans mit ihrem Applaus entscheiden, wer die beste »Whip« - eine peitschenförmige Bewegung auf dem Motorrad in der Luft – zu hämmerndem Rock-Sound zeigte. Kai Haase, wie Freestyle-Organisator Dennis Garhammer ebenfalls vom umtriebigen RMC, machte hier das Rennen und gewann eine Sektflasche. Der in Berlin-Schenkenhorst trainierende Haase und Überflieger Luc Ackermann aus Thüringen sorgten von dem Quintett für die heißeste Action. Für die Show war den Sprung-Künstlern, die bis zu 20 Meter weite Sprünge unter dem Hallendach boten, kein Aufwand zu groß.

Pat Bowden reiste aus Australien an, der erst 17-jährige Ackermann war morgens noch auf dem Gymnasium, ehe er direkt danach nach Stuttgart fuhr. Backflips, die immer wieder atemberaubenden Rückwärtssalti, sind für ihn sein »täglich Brot«, wie er sagt. Auf Shows und Wettkämpfen war er dieses Jahr schon in China, Abu Dhabi, Polen und Frankreich – um nur einige Schauplätze zu nennen. Er liebe einfach das Motorradfahren und wolle das Publikum begeistern. Das gelang ihm und seinen Mitstreitern auch in Stuttgart eindrucksvoll. Haase: »Es soll jedes Jahr eine Steigerung sein. Das ist nicht immer einfach.« Garhammer konnte das Ganze, auf einem Strohballen sitzend, entspannt verfolgen. »Zum Teil waren die Jungs noch besser als gedacht«, lobte er.