17.11.2015

Reutlinger Nachrichten, Metzinger-Uracher Volksblatt/Der Ermstalbote

STUTTGART: Die 33. Auflage des zweitägigen Stuttgarter ADAC-Supercross wurde in der Schleyer-Halle zu einem tollen Spektakel. Überschattet wurde die Veranstaltung von den Terror-Anschlägen in Paris.

Aus rund 2000 Kubikmeter speckiger Fildererde war ein knapp 400 Meter langer Parcours in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle modelliert worden, der es in sich hatte. Damit die Spannung auch den Siedepunkt erreicht, war die Strecke unterm Hallendach der mit insgesamt 15600 Zuschauern an beiden Abenden ausverkauften Bad Canstatter Indoor-Arena abermals äußerst selektiv gestaltet. Diverse spektakuläre Sprünge, extrem enge Kurven und das sogenannte Waschbrett sorgten dafür, dass es Fahrern und Publikum während der dreieinhalb Stunden nie langweilig wurde.

Am Samstag gedachten die Fahrer dieser Traditionsveranstaltung den Opfern der Terror-Anschläge von Paris mit einer bewegenden Aktion. Während die Schleyer-Halle bei der Eröffnung in den französischen Nationalfarben leuchtete, fuhren die Teilnehmer eine gemeinsame Runde. Alle Maschinen mit Trauerflor versehen, die französischen Piloten mit der Flagge ihres Heimatlandes. Die Zuschauer hatten sich, Respekt und Mitgefühl zeigend, allesamt erhoben.

30 Motocross-Weltklassepiloten aus Europa und Übersee waren in der Königsklasse SX1 am Start. Darunter fünf Piloten aus Frankreich und deren neun aus den USA. Als Lokalmatador ging der in Reutlingen bestens bekannte 21-jährige Schneeberger KTM-Pilot Dominique Thury als einziger deutscher Fahrer in die Supercross-Rennen. Am Freitag schaffte er es im Finale der besten Zwölf auf den vom Publikum frenetisch gefeierten fünften Platz, am Samstag ging er leer aus.

Das Maß aller Dinge war der Franzose Gregory Aranda, der mit Platz eins an beiden Renntagen beim Motorrad-Klassiker in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle seinen Vorjahressieg wiederholen konnte. Der 26-jährige Kawasaki-Pilot aus Aimargues krönte sich damit erneut zum »König von Stuttgart«. Die US-Amerikaner, achtmal kam der »König von Stuttgart« in den vergangenen zehn Jahren aus den Vereinigten Staaten, mussten sich diesmal mit einem zweiten Platz durch Austin Politelli als beste Platzierung begnügen.

Der Spanier Ilker Olano Larrango wurde unter 30 Fahrern aus neun Nationen – im Alter bis maximal 21 Jahre – »Prinz von Stuttgart«. Der Honda-Pilot triumphierte nach vier Rennen als Gesamtsieger. Als bester Deutscher wurde der Thüringer Stephan Büttner überraschend Zweiter des Gesamtklassements.

Mit der MX3 war eine Neuerung beim ADAC Supercross Stuttgart ins Leben gerufen worden. Eine Chance für Nachwuchsfahrer im Alter zwischen elf und 16 Jahren, sich vor großem Publikum zu präsentieren. Unter den zwölf nationalen Rookies, die nach Zeittraining und Qualifikationsrennen an beiden Tagen je ein Final-Rennen austrugen, waren mit Jannic Munz und Tim Saur gleich zwei hoffnungsvolle Youngster des 1. RMC Reutlingen. Während Munz an den beiden Tagen als Achter und Zehnter ins Ziel fuhr, erreichte Saur am Freitag Platz neun, am Tag darauf stürzte er im Training. Und auch bei der Show der Mini-Bike-Kids, Klasse SX4, waren die Achalmstädter am Samstagabend unter zwölf unerschrockenen Kids vertreten. Die beiden KTM-Piloten, Daniel Heller als Vierter und Tommy Schnitzler als Elfter, werden diesen Auftritt wohl nie mehr vergessen.

Letzter Höhepunkt beider Tage im Hexenkessel der Halle war die Freestyle-Show, organisiert vom Reutlinger RMC-ler Dennis Garhammer. Fünf Freestyler zogen das Publikum ab 22.30 Uhr mit spektakulären Sprüngen bis zu 20 Metern Weite und bis zu acht Metern Höhe, begleitet von Rockmusik und gewaltigen Feuerstößen, in ihren Bann. Die verwegenen Flugkünstler zeigten spektakulärste Sprünge, dabei auch reihenweise Rückwärtssalti (Backflips) vom Allerfeinsten. Darunter auch der 17-jährige Thüringer Überflieger Luc Ackermann, RMC-Mitglied Kai Haase aus Berlin, Brice Izzo als Vize-Weltmeister 2010 (Frankreich), Pat Bowden (Australien) und der Däne Alexander Possing.

Der Ex-Freestyler Dennis Garhammer konnte die Shows entspannt verfolgen und lobte die Jungs hinterher: »Die waren zum Teil noch besser als gedacht«.

Zum sechsten Mal in Folge dabei war der Vorsitzende des 1. RMC Reutlingen, Michael Saur, der als Rennleiter des riesigen Stuttgarter Motocross-Spektakels abermals souverän fungierte.

Nicht zu vergessen Michael »Mike« Garhammer, der zum 21. Mal als Technischer Kommissar und Obmann im Vorstartbereich in Doppelfunktion im Einsatz war. Ebenso traditionell rund 30 RMC-Mitglieder, die sich beim Aufbau und während der Rennen wie gewohnt souverän als erfahrene Streckenposten ehrenamtlich einbrachten.