14.05.2018

Südwest Presse

Motocross. Beim 56. Internationalen Reutlinger Motocross landet Elias Stapel auf Rang drei und Stefan Schreiber fährt bei den Quads sogar auf Platz zwei.

Wetter gut, Zuschauerzahl zufriedenstellend, starke Lokalmatadoren und glimpflich verlaufene Missgeschicke – beim 1. RMC Reutlingen durfte man gestern Abend ein absolut positives Fazit zum 56. Internationalen Reutlinger ADAC Motocross ziehen.

So hatte dann auch Michael Saur, Vorsitzender des 1. RMC Reutlingen und Vorstand Sport des ADAC Württemberg in einer Person, kaum Grund zur Klage. »Im Vorfeld hatte ich zwar auf 5000 Zuschauer für beide Veranstaltungstage zusammen gehofft, aber auch die 4500 Besucher am Samstag und Sonntag bildeten eine schöne Kulisse für die spannenden Rennen auf unserer Motocrossanlage ›Am Sportpark‹ in Reutlingen«, freute sich der langjährige RMC-Funktionär und frühere Motocross-Pilot.

»Den Ablauf des Events habe ich mir genau so vorgestellt, da blieben keine Wünsche offen. Die Strecke war von unseren Klubmitgliedern hervorragend präpariert worden«, so Saur.

Spannend wurde es unverhofft bei Geschehnissen, die man so nicht auf der Karte hatte. »Ein Mal löste sich bei einem Rennen ein Startgatter nicht, so dass es einen Fehlstart gab. Dann gab es – beim Motocross keine absolute Seltenheit – bei Kollisionen und Stürzen leichte Blessuren. Drei Fahrer mussten kurzzeitig behandelt werden. Ein weiterer, der Schorndorfer Ruben Schmid, schien sich schwerer verletzt zu haben und wurde ins Krankenhaus transportiert. Von dort kam Entwarnung: Der bei der 250-ccm-DM startende Schmid hatte sich nur den Brustkorb geprellt und nichts gebrochen. Letztlich also mussten wir keine einzige schwere Verletzung beklagen«, atmet Michael Saur auf.

Traktor kippt um

Nur für kurze Aufregung sorgte ein Traktor, der bei der Pistenpräparation umkippte. »Der Traktor wurde etwas beschädigt, aber unser RMC-Vereinsmitglied stieg unbeschadet aus der Maschine aus«, freute sich Saur.

Für regelrechte Begeisterung bei ihm und beim ganzen 1. RMC Reutlingen sorgte allerdings das Abschneiden der Lokalmatadoren. Drei Asse der Achalmstädter ragten dabei heraus. Elias Stapel überraschte mit dem dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der 250-ccm-Klasse. »Das kommt fast einer Sensation gleich, schließlich musste sich Elias in einem exzellent besetzten Teilnehmerfeld behaupten«, lobt Saur den RMC-Piloten über den grünen Klee.

Und Stefan Schreiber hätte in der Quad-Konkurrenz fast einen ganz dicken Coup gelandet, wurde am Ende nur knapp besiegt. »Ich hatte Stefan durchaus vorher auf der Rechnung, hätte ihm den Sprung aufs Podium zugetraut. Er wäre sogar ganz oben gelandet, wenn ihm nicht das Pech dazwischengefunkt hätte. Leider riss er sich in Führung liegend die Handfläche auf und konnte den Lenkergriff nicht mehr wie gewohnt halten. Nur deshalb musste er sich mit Rang zwei begnügen«, analysiert Saur das dramatische Renngeschehen.

Unter den knapp 300 Teilnehmern, die an den beiden Renntagen über die Piste »Am Sportpark« bretterten, durfte Kevin Keim vom 1. RMC Reutlingen mit seinem zwölften Platz im zweiten Lauf der 250-ccm-DM ebenfalls eine gelungene Darbietung feiern und holte sich Lob von allen Seiten ab. Tags zuvor bei den Jugendrennen an der Gönninger Landstraße waren Spitzenränge von Reutlinger RMC-Piloten übrigens nicht die Ausnahme, sondern die Regel (spezieller Bericht über den Samstag folgt).


Vizeweltmeisterin fährt allen davon

Motocross Larissa Papenmeier holt sich mit 30 Sekunden Vorsprung den Ladies-Cup in Reutlingen, ehe die WM wieder ruft.

Reutlingen. Wie schon bei seiner Premiere im Vorjahr war erneut der Ladies-Cup ein großer Erfolg beim Reutlinger Motocross. Die junge Veranstaltung kommt einer deutschen Meisterschaft der weiblichen Motocross-Asse gleich – man bezeichnet diese Konkurrenz mittlerweile schon als inoffizielle deutsche Meisterschaft, bei der einzig ein paar Lizenzen der Fahrerinnen fehlen. Neben deutschen Toppilotinnen ließen sich auch Ausnahmekönnerinnen aus Russland und Tschechien in Reutlingen blicken.

Sie alle aber fanden kein Kraut gegen Larissa Papenmeier. Die 28-jährige Vize-Weltmeisterin, die sich auf Rang zwei der aktuellen WM-Wertung liegend in dieser Saison anschickt, erstmals den ganz großen Coup zu landen und Weltmeisterin zu werden, fuhr mit rund 30 Sekunden Vorsprung ins Ziel und demonstrierte damit ihre Sonderklasse eindrucksvoll. »Ich hatte mir vorher schon ganz gute Chancen ausgerechnet, meinen Titel aus dem Vorjahr in Reutlingen verteidigen zu können. Ich bin froh, beide Rennläufe auf dem RMC-Gelände gewonnen zu haben. Das war keine Formsache, zumal auf der Piste immer etwas passieren kann und meine Konkurrentinnen ein hohes Niveau aufweisen«, freute sich die für den MSC Wüsten startende Papenmeier, die nach Rennende noch fünf Stunden Rückfahrt in die nordrhein-westfälische Heimat per Pkw zu bewältigen hatte.

Die Weltklasse-Pilotin aus dem Kreis Lippe (Wüsten ist ein Ortsteil von Bad Salzufien) betreibt den Motocross-Sport schon seit 23 Jahren, fing damit also als Fünfjährige an. Nächste Woche ist Larissa Papenmeiers voller Einsatz wieder bei der WM gefragt, wenn in Teutschenthal (Sachsen-Anwalt) am 20. Mai beim dritten von sechs WM-Events die Motoren aufheulen werden. Bis 30. September wird dann in drei weiteren WM-Veranstaltungen in Italien, den Niederlanden und nochmals Italien die Entscheidung über die neue Weltmeisterin fallen. »Obwohl ich natürlich auf die Weltmeisterschaft fokussiert bin, war der Termin in Reutlingen für mich viel mehr als eine lästige Pflichtaufgabe oder ein Trainingsrennen. Ich genoss die Läufe auf dem RMC-Gelände. Die Reutlinger hatten alles exzellent organisiert, das war eine Topstrecke«, äußerte sich die Spitzenfahrerin mehr als positiv über das 56. Internationale Reutlinger ADAC-Motocross.