08.11.2014

Reutlinger Nachrichten, Metzinger-Uracher Volksblatt/Der Ermstalbote

REUTLINGEN: Der Nachbarschaftstag der Gewässernachbarschaft Landkreis Reutlingen fand im Umweltbildungszentrum Listhof statt. »Naturnahe Bauweisen am Gewässer« und das »Neue Wassergesetz« waren das Thema.

Dem Aufruf der WBW Fortbildungsgesellschaft für Gewässerentwicklung mit Sitz in Karlsruhe zum Gewässernachbarschaftstag 2014 waren Bauhofleiter und -leiterinnen sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Bauhöfen, Bauämtern und Baurechtsämtern gefolgt. »Naturnahe Bauweisen am Gewässer / Neues Wassergesetz« lautete das Thema der nach 2007 zum zweiten Mal im Umweltbildungszentrum (UBZ) Listhof ausgerichteten eintägigen Veranstaltung. Der Nachbarschaftstag der Gewässernachbarschaft Landkreis Reutlingen fand in Zusammenarbeit mit der Stadt Reutlingen statt. Leitung und Moderation lagen in Händen von Hans-Jörg Brändle vom Landratsamt, dem Betreuer der Gewässernachbarschaft. Ihm oblag es, die 39 Teilnehmer ebenso zu begrüßen wie UBZ-Geschäftsstellenleiter Ralf Bültge-Bohla.

Laut neuem Wassergesetz Baden-Württemberg wird im Rahmen der Gewässerunterhaltung eine naturnahe Gestaltung und Bewirtschaftung des Gewässerbettes und der Ufer gefordert. Wenn für eine naturnahe Entwicklung nicht ausreichend Raum besteht – Stichwort »Lassen statt Machen« – werden oftmals Sicherungsmaßnahmen erforderlich. »Dazu werden seit vielen Jahren ingenieurbiologische Bauweisen zur Sicherung von Gewässerufern und Böschungen eingesetzt«, so die Fortbildungsgesellschaft.

Ziel der Veranstaltung war es, dem Teilnehmerkreis vor Ort zu vermitteln, wie naturnaher Wasserbau praktisch und kostengünstig umgesetzt werden kann. Um einen dauerhaften Schutz zu erreichen, wurden den Interessierten praktische Hilfestellungen für die korrekte Ausführung und Pflege ingenieurbiologischer Bauweisen gegeben.

Wohl wissend, dass diese richtig ausgeführte Art der Sicherung am Gewässer eine rein technische Bauweise in ihrer Haltbarkeit zumeist überdauern kann. Im Zusammenhang damit ging es auch um Erfahrungen der Kommunen mit biologischen Bauweisen samt anschließender Diskussion. Angelika Jany vom Planungsbüro werKstatt.landschaft Reutlingen, Margarete Dohmann und Hans-Jörg Brändle – beide vom Landratsamt Reutlingen – waren kompetente Referenten.

Vorgestellt wurde auch das neue Wassergesetz des Landes mit seinen Neuerungen. Werner Keppeler vom Landratsamt Reutlingen umriss dabei im Wesentlichen die Bedeutung der Gewässerrandstreifen, die Regularien für Überschwemmungsgebiete und die Gewässerschauen. Über Aufgaben der Baubehörde neues Wassergesetz referierte Dr. Matthias Pavel, Leiter der Baurechtsbehörde im Landratsamt.

Nach der Mittagspause ging es zu praktischen Übungen an den Breitenbach. Vorgestellt wurden diese von Listhof-Praktikantin Stefanie Hausch. Aufgrund eines Uferabbruchs an der Zufahrt zum Motorsportgelände des 1. RMC Reutlingen waren hier die Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR) dabei, in einer zweitägigen Aktion das Ufer zu sichern. Die erfolgt mit einer etwa 25 Meter langen und knapp drei Meter hohen, aus einer stabilen Totholzkonstruktion bestehenden Krainerwand. Diese ingenieurbiologische Maßnahme wurde unter Leitung von Torsten Müller, Projektleiter der städtischen Abteilung Grünflächen und Gewässer im Amt für Tiefbau, Grünflächen und Umwelt, errichtet.

Es ist erklärtes Ziel der Gewässernachbarschaften, »den Erfahrungsaustausch über die gesamte Palette der Gewässerunterhaltung zu pflegen. Zumal die Vergangenheit gezeigt hat, dass insbesondere der zwischen Mitarbeitern von Städten und Gemeinden, die mit der Gewässerunterhaltung betraut sind, und den Verantwortlichen bei den Behörden immer wieder fruchtbar und anregend ist«, hieß es in der Einladung zu der Veranstaltung.